Umsiedlung der Wechselkröte im Kiessandtagebau Kayna
Artenschutzmaßnahme
BEGEHUNGSZIEL
Für die zu beanspruchenden Ackerflächen wurde im Vorfeld der Inanspruchnahme gemäß den Vorgaben des Fachbeitrages zur saP (geoinform GmbH 2015) eine Geländebegehung durchgeführt. Während der Begehung wurde ein Einzelindividuum der Wechselkröte (Bufotes viridis) nachgewiesen. Die betroffenen Ackerflächen wurden vollumfänglich auf ein Vorkommen der Wechselkröte untersucht. Gemäß den Vorgaben der saP und der guten fachlichen Praxis erfolgte für die aufgefundenen Tiere eine Umsiedlungsmaßnahme kurz vor der Inanspruchnahme der Flächen.
ERGEBNIS DER BEGEHUNG
Allgemeine Informationen
Die Wechselkröte (Bufotes viridis) ist nach BNatSchG streng geschützt und in der FFH-RL, Anhang IV gelistet. Die Art bevorzugt offene, sonnenexponierte Lebensräume mit grabfähigem Boden und nur wenig Vegetation (KWET 2015). Die Wechselkröte ist als Kulturfolger zu bezeichnen und siedelt sich primär an Ruderalstandorten, im trockenen Brachland, auf Feldern und in Bodenabbaugebieten aller Art an. Wechselkröten besiedelten ursprünglich Wildflusslandschaften und naturnahe Auegebiete sowie steppenartige Habitate (ANDRAE 2011). Aufgrund der Lebensraumzerstörung und der fehlenden Flussdynamik durch Begradigung findet man die Art heute hauptsächlich in Abbaugebieten und auf anthropogen genutzten Ackerflächen.
Wechselkröten sind überwiegend nachtaktiv und verwenden einen beträchtlichen Teil ihrer Aktivitätszeit auf die Nahrungssuche. In den Sommermonaten werden Höhlen unter Steinen oder selbst gegrabene Löcher sowie auch Mauslöcher als Tagesverstecke genutzt. Die höchste Aktivität zeigen die Tiere etwa zwei Stunden vor und circa zwei Stunden nach Sonnenuntergang, danach sinkt das Aktivitätsmuster allmählich ab (HEMMER & KADEL 1971).
Methodik der Kartierung
Die Kartierung erfolgte auf den betroffenen Ackerflächen unmittelbar nach der Ernte und vor dem Stoppelumbruch. Die Flächen wurden zum Zeitpunkt der Dämmerung bis in die Nacht hinein sowie am frühen Morgen, unmittelbar vor der Vorfeldberäumung, vollumfänglich auf umherstreifende Tiere untersucht. Zusätzlich wurden alle Erdlöcher auf sich versteckt haltende Tiere kontrolliert.
Während der Begehung in der Nacht vor der Vorfeldberäumung wurden die Ackerflächen systematisch auf vorhandene Tiere abgesucht. Dazu wurden die zu beanspruchenden Äcker flächendeckend abgesucht und insbesondere auf vorhandenen Erdlöcher (z.B. Mauslöcher) und alle weiteren potentiellen Verstecke kontrolliert. Alle aufgefundenen Tiere wurden behutsam, unter Anwendung aller stressreduzierenden Maßnahmen, aufgenommen und vorübergehend in einen Eimer gebracht. Alle kontrollierten Erdlöcher wurden zudem per GPS vermessen, um diese am darauffolgenden Morgen erneut zu kontrollieren. Um die Tiere vor Infektionen mit Bakterien und Pilzen zu schützen, wurden Einweghandschuhe getragen. Die eingefangenen Tiere wurden anschließend auf eine nahe gelegene Ausweichfläche, die den Habitatbedingungen der Art entspricht, umgesiedelt. Am darauffolgenden Morgen, direkt vor der Vorfeldberäumung, wurde die Ackerfläche inklusive aller untersuchten Erdlöcher und anderer Verstecke erneut systematisch kontrolliert um sicher zu gehen, dass sich keine Tiere mehr im Eingriffsbereich befinden. Im Abschluss an die Kontrolle erfolgte die sofortige Vorfeldberäumung, um der Rückkehr oder der Neubesiedelung der Ackerfläche durch die Wechselkröte vorzubeugen.
Kartierungsergebnisse
Während der Nachtbegehung am 17.08.2017 konnten 7 juvenile Individuen der Wechselkröte nachgewiesen und auf die Ersatzfläche umgesiedelt werden. In den zu kontrollierenden Erdlöchern befanden sich keine Individuen. Zusätzlich wurde ein Individuum eines Grünfrosches (Pelophylax sp.) kartiert und auf die gleiche Weise umgesiedelt. Grünfrosch und Wechselkröten wurden dabei in getrennten Eimern transportiert.
Während der Kontrollbegehung am darauffolgenden Morgen des 18.08.2017 konnten 4 weitere juvenile Individuen der Wechselkröte nachgewiesen und umgesiedelt werden. Zwei Tiere hielten sich in Erdlöchern (Mauslöchern) versteckt, zwei weitere wurden beim Umherstreifen eingefangen.
Fazit
Bei der Begehung der ausgewählten Flächen konnten insgesamt 11 juvenile Individuen der Wechselkröte (Bufotes viridis) und ein juveniles Individuum eines Grünfrosches (Pelophylax sp.) nachgewiesen und umgesiedelt werden. Die Vorfeldberäumung erfolgte direkt im Anschluss an die Umsiedelungsmaßnahme, so dass der Rückkehr oder die Neubesiedelung der Ackerfläche durch die Wechselkröte vorgebeugt wurde. Im Zusammenhang mit der geplanten Flächeninanspruchnahme kommt es aufgrund der durchgeführten Umsiedlungsmaßnahme nicht zu artenschutzrechtlichen Konflikten mit dem Vorkommen der Wechselkröte oder anderen geschützten Arten.
Literaturangaben:
ANDRAE, E. (2011): Aspekte der Biologie der Wechselkröte. - Wechselkröten-Symposium des LBV: 1-14.
HEMMER, H., KADEL, K. (1971): Beobachtungen zum Aktivitätsyrhythmus von Kreuzkröten (Bufo calamita), Wechselkröten (Bufo viridis) und deren Bastarden. Salamandra (7): 149-152.
KWET, A. (2015): Reptilien und Amphibien Europas. - 214 Arten mit Verbreitungskarten. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart.